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Hitze-Stau in der Ostsee: Forscher aus Warnemünde sind alarmiert
Kaum ein Meer erwärmt sich so schnell wie die Ostsee - mit gravierenden Folgen. Forscher des IOW aus Warnemünde haben jetzt besondere Hitzewellen untersucht.
ROSTOCK - Die Erderhitzung macht auch vor den Meeren nicht Halt. Ein besonderes Phänomen sind immer häufigere Meereshitzewellen, bei denen sich die oberen Wasserschichten stark erwärmen. Aktuelle Untersuchungen des Leibnitz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) bestätigen diesen Trend jetzt auch für die Ostsee.
Die Forscher identifizierten Wind- und Wetterlagen, bei denen die sogenannten marinen Hitzewellen entstehen. Zudem untersuchten sie erstmals die Ausbreitung der Hitzewellen bis zum Ostseegrund und wiesen nach, dass sie dort zu drastischem Sauerstoffmangel führen können.
"Im globalen Maßstab ist das Phänomen der Meeres-Hitzewellen schon recht gut untersucht. Bislang fehlten aber Studien im regionalen Maßstab und solche, die speziell die Bedingungen von flachen Rand- und Binnenmeeren berücksichtigen", wird Markus Meier, Ostsee-Klimaexperte am IOW, in der Mitteilung des Leibnitz-Instituts zitiert. "Wir wollten daher wissen, was genau die Entstehung von Hitzewellen in der Ostsee begünstigt und welche Auswirkungen sie haben können."
Meier und sein Team werteten dazu Datensätze der Europäischen Wetterzentrale über drei Jahrzehnte aus, die sie in hochauflösende Ozeanmodelle einfließen ließen. Dabei identifizierten sie Auffälligkeiten in den großen Luftdruckmustern und in Windsystemen über dem Nordatlantik und Europa, die zu Hitzewellen in der Ostsee führen.
"Dass der Atlantik unser Klima über Europa beeinflusst, ist bekannt. Dass er aber auch Extremereignisse wie winterliche Hitzewellen in der Ostsee verursacht, ist neu", so Meier.
Die Daten zeigen auch, dass sommerliche wie winterliche Hitzewellen in der Ostsee häufiger werden, länger andauern und zunehmend größere Flächen betroffen sind. "Wir wissen noch nicht, ob diese Häufung auf den Klimawandel allgemein oder auf die natürliche Variabilität im Klimasystem zurückzuführen ist - oder auf beides zusammen. Das ist aber Gegenstand weiterer Untersuchungen", fasst Markus Meier zusammen..
Dass Hitzewellen in der Ostsee kein bloßes statistisches Phänomen sind, sondern sich konkret auf lebenswichtige Umweltparameter auswirken können, zeigt eine weitere aktuelle Studie des IOW. Das Ergebnis der Untersuchung war überraschend und alarmierend. "Unsere Analysen haben gezeigt, dass Hitzewellen im Sommer häufig bis in eine Wassertiefe von etwa 20 Metern zum Meeresboden vordringen", so Meier.
Die sommerlichen Sauerstoffkonzentrationen können im küstennahen Bereich am Meeresgrund generell sehr niedrig sein und unterschreiten nun mitunter 2 ml/Liter. "Das ist der kritische Grenzwert, ab dem das Leben für höher entwickelte Organismen wie Muscheln, Würmer, Krebse und Fische nicht mehr möglich ist", erläutert Meier.
Da die Ostsee zu den sich am schnellsten erwärmenden Regionen des Weltmeeres zählt, besteht hier ein hohes Risiko, dass die marinen Hitzewellen zusammen mit weiterer Klimaaufheizung immer häufiger kritische Sauerstoff-Defizite für die Bodenfauna verursachen. Das hätte weitreichende Folgen für das gesamte Ökosystem", kommentiert Ostsee-Klimaforscher Markus Meier abschließend.
SVZ, von Benjamin Willers, 19.8.2024