Aktuelle Mitteilungen des Landesverbandes der Binnenfischer Mecklenburg-Vorpommern e.V.

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PM VDKK: EU beschließt Fangmengen für die Ostsee

In der Nacht zu Dienstag hat der Ministerrat in Luxemburg die Fangquoten für die Ostsee 2021 beschlossen. Dabei gab es viel Schatten und wenig Licht für die deutschen Ostseefischer. Bei den beiden für die deutsche Ostseefischerei wichtigsten Beständen gab es beim Dorsch in der westlichen Ostsee eine leichte Erhöhung und beim Hering in der westlichen Ostsee eine Halbierung der Fangmenge. Nach wie vor gilt aber, dass die meisten Bestände in der Ostsee nachhaltig bewirtschaftet werden und sich im Rahmen natürlicher Bestandsschwankungen bewegen.

Beim Dorsch in der westlichen Ostsee hatte die Kommission eine Absenkung von 11 % vorgeschlagen, nach der wissenschaftlichen Empfehlung hingegen wäre auch eine Erhöhung um etwas mehr 20 % möglich gewesen. Jetzt wurde zumindest keine weitere Absenkung vereinbart. Der Bestand soll nach wissenschaftlicher Prognose noch in diesem Jahr die Nachhaltigkeitsschwelle überschreiten. Damit ist die nun vereinbarte Erhöhung nur folgerichtig, berücksichtigt aber auch, dass sich die Nachwuchsproduktion nach wie vor auf einem niedrigen Niveau befindet.

Beim westlichen Hering hatte die EU-Kommission eine Absenkung von 50 % vorgeschlagen. Die nun vereinbarte Gesamtfangmenge ist also keine Überraschung, dennoch hätte sich die deutsche Fischerei gewünscht, dass die sozialen und ökonomischen Aspekte der Nachhaltigkeit eine stärkere Berücksichtigung finden. Hinzu kommt, dass die Fangmenge für dieses Jahr bereits um 65 % abgesenkt worden war. Der Bestand wird allerdings nicht nur in der westlichen Ostsee befischt, sondern ebenso in seinem zweiten Managementgebiet – dem Kattegat/Skagerrak. Dort war die Fangmenge für dieses Jahr lediglich um 16 % gesenkt worden, was eine Erholung dieses Bestandes gemäß der wissenschaftlichen Empfehlung unmöglich machte. Selbst eine Schließung der Fischerei in der westlichen Ostsee würde nicht nennenswert zu einer Erholung des Bestandes führen, wenn die Fangmengen im Kattegat/ Skagerrak nicht angepasst werden. Um eine Angleichung an die jetzt festgelegte Gesamtfangmenge in der Ostsee zu erzielen, müssten die Quoten für das nächste Jahr dort um 79 % gekürzt werden, wovon allerdings nicht auszugehen ist, da man die Bestandssituation in Norwegen anders einschätzt.

Westlicher Ostseehering ist gerade für die Küstenfischer in Mecklenburg-Vorpommern die wichtigste Fischart. Die nun festgelegten Fangmengen haben zur Folge, dass die kleinen Stellnetzfischer im nächsten Frühjahr keine Fänge mehr an das Fischverarbeitungswerk Euro Baltic liefern können. Die Betriebe werden versuchen, die Fangsaison so lange wie möglich auszudehnen und die geringen Mengen selbst zu vermarkten. Mit der Menge, die darüber hinausgeht, lässt sich ein Betrieb wie Euro Baltic jedoch nicht wirtschaftlich betreiben. Die Schleppnetzfischerei wird voraussichtlich eine kurze Heringsfischereisaison im Herbst machen und die Fänge zu Euro Baltic liefern.

Die Lage beim östlichen Dorsch ist weiterhin kritisch. Darum darf dieser Bestand auch im nächsten Jahr nicht gezielt befischt werden, sondern die vereinbarte Quote lediglich als Beifangquote genutzt werden, um nicht die gesamte Fischerei in der östlichen Ostsee zum Erliegen zu bringen. Diese wurde für 2021 nochmals um 70 % abgesenkt. Der Sinn dieser Absenkung ist allerdings unklar. Die Wissenschaft hat mittlerweile festgestellt, dass die fischereiliche Sterblichkeit nur etwa ein Achtel der natürlichen Mortalität ausmacht. In der Plattfischfischerei in der östlichen Ostsee lässt sich der Dorschbeifang nicht vollständig vermeiden. Durch diesen Beschluss droht demzufolge eine Schließung nachhaltiger Fischereien.

Die Minister einigten sich des Weiteren auf eine moderate Erhöhung der Gesamtfangmengen für Hering im Golf von Riga, Scholle, Sprotte und Lachs im Hauptbecken der Ostsee, während Lachs im Finnischen Meerbusen moderat gesenkt wird. Die Gesamtfangmenge für den Bothnischen Hering bleibt auf dem Niveau dieses Jahres.

Wenn man in der Ostsee auch in den nächsten Jahren noch fischereiliche Strukturen erhalten möchte, wird man auch im nächsten Jahr wieder für die Fischer finanzielle Hilfsmaßnahmen über befristete Stilllegungen schaffen müssen. Aber auch die endgültige Stilllegung sollte von den Verantwortlichen noch einmal überdacht werden, um Anreize für die Betriebe zu schaffen, und so einen sozialverträglichen Ausstieg zu ermöglichen. Beides ist wichtig, um die Fischereistrukturen an die offensichtlich stattfindenden Veränderungen anzupassen. So wie es momentan aussieht und auch in Wissenschaftskreisen diskutiert wird, findet in der Ostsee momentan ein sogenannter „Regime shift“ statt, wodurch die Ostsee künftig nicht mehr dieselbe Produktivität mehr haben wird, wie noch vor 20 Jahren.

Kontakt: Claus Ubl – 0176-83210604

VERBAND DER DEUTSCHEN KUTTER- u. KÜSTENFISCHER e.V.; Mitglied im Deutschen Fischerei-Verband, Hamburg, 20.10.2020