Aktuelle Mitteilungen des Landesverbandes der Binnenfischer Mecklenburg-Vorpommern e.V.

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Mit blauem Auge durch die Krise

Binnenfischer hingegen haben davon profitiert, dass Fisch auch in vielen privaten Küchen auf den Tisch kam.

Waren  Jens-Peter Schaffran ist froh, dass bald wieder Tagestouristen nach Mecklenburg-Vorpommern kommen dürfen. «Darunter sind auch viele Angler, und im Nordosten hilft uns jeder Gast weiter», sagt der 55-jährige Geschäftsführer der Fischerei Müritz-Plau GmbH in Waren an der Müritz. Gut fünf Monate nach dem Beginn der Corona-Krise ziehen die Müritzfischer, mit rund 35 000 Hektar Seenfläche die größte deutschen Binnenfischerei, trotz aller Probleme eine positive Bilanz. Der Appetit auf Fisch sei stark gestiegen, sagt Schaffran. Dadurch habe der Handel zugelegt und die Verluste durch die Gastronomie ausgeglichen, die durch die Corona-Krise von März bis Ende Mai fast ganz als Abnehmer ausgefallen war.

Ähnlich geht es dem Gros der Binnenfischer im Nordosten, zu denen etwa 50 Betriebe mit rund 250 Beschäftigten zählen. «Das ist seit Jahren annähernd stabil», erklärt Ulrich Paetsch als Präsident des Binnenfischer-Landesverbandes. Die Branche sei dank des Kurzarbeitergeldes und des zunehmenden Appetits auf Fisch «mit einem blauen Auge» durch die Krise gekommen. Schaffran und viele Nordost-Fischer vermarkten ihre Fischprodukte etwa über ein sogenanntes Fisch-Kauf-Haus, Händler in Berlin oder über das Internet bundesweit. Das habe ihnen durch die Krise geholfen.

In Berlin sei der Absatz zuletzt enorm gestiegen, weil Menschen viel mehr selbst gekocht und dabei auf Fisch zurückgegriffen haben, so der Geschäftsführer. Nun sehe es so aus, dass man den Vorjahresumsatz von rund elf Millionen Euro wieder erreichen könne. Ein weiteres Ergebnis: «Wir wollen unser Fisch-Kauf-Haus 2021 erweitern.» Dessen Fläche soll viermal so groß werden, weshalb Schaffran mit Kosten von bis zu 800 000 Euro rechnet. Es darf nur keine zweite Phase starker Corona-Einschränkungen oder gar ein Infektionsfall auf dem eigenen Hof dazwischenkommen.

Das 2015 eingerichtete Fisch-Kauf-Haus mit etwa 500 verschiedenen Produkten hat sich als Besuchermagnet und touristischer Hotspot erwiesen. Um die ganze Bandbreite von Aal, Barsch, Hecht, aber auch Lachs, Dorsch und Scholle anbieten zu können, kooperieren die Müritzfischer landesweit mit vielen kleineren Fischern, die zu wenig Zeit für eigene Vermarktung haben: «Wir sind die MV-Fischer», sagt Schaffran.

Die 1952 gegründete Fischerei bewirtschaftet gut die Hälfte der landesweit 65 000 Hektar Wasserfläche, wozu rund 100 Seen, Teiche und Flussläufe gehören. Dazu zählen der größte deutsche Binnensee - die Müritz - mit allein mehr als 100 Quadratkilometer Fläche - Plauer See, Fleesensee und der Neubrandenburger Tollensesee. Insgesamt 130 Beschäftigte sind auf Fischerhöfen, mit Anglern, in der Manufaktur, beim Verkauf sowie bei der Vermarktung über zum Beispiel soziale Medien tätig. «Davon arbeiten manchmal etwa 30 Leute noch direkt als Fischer», sagt der Geschäftsführer. Sie vermieten Ferienwohnungen, bieten Angeltouren an oder probieren neue kreative Rezepte aus, die Gastronomen gern anbieten.

«Klar ist: An der Seenplatte wird eher Barsch, Hecht und Zander bestellt, an der Ostsee essen die Gäste Scholle, Flunder und Dorsch», sagt Schaffran. Vielen Binnenfischern sei die starke Tourismusnachfrage nach dem «Lockdown» wieder zu Gute gekommen, sagt auch Paetsch. Zudem hätten in der Corona-Krise viele Deutsche nicht nur Urlaub im eigenen Land gemacht, sondern auch alte Hobbys wiederentdeckt - wozu auch Angeln zählt.

Und noch einen «Gewinner» unter dem Fischarten hat Schaffran ausgemacht - den Stör. Die Nachfrage nach den bis zu einen Meter langen Fischen sei stark gestiegen und sie hätten die Karpfen zunehmend verdrängt. So hat die Fischerei auch die Teichwirtschaft in Boek am Müritz-Nationalpark bereits auf Störe umgestellt. «Die Leute wollen Vielfalt, und die bietet der Stör, von dem man auch den Kaviar verkaufen kann», erläutert Schaffran. Karpfen gebe es weniger, aber dieser sei noch für die Pflege der Teiche wichtig. Doch habe der Stör einen großen Vorteil: Er ist größer und schwer zu fangen für Kormorane, die die Karpfenteiche regelmäßig geplündert hatten.

SVZ, von Winfried Wagner, dpa/mv; 31.8.2020, Schwerin