Aktuelle Mitteilungen des Landesverbandes der Binnenfischer Mecklenburg-Vorpommern e.V.

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OZ: Steine im Schutzgebiet: Greenpeace in der Kritik

Aktivisten versenken Felsbrocken in der Ostsee vor Rügen / Behörden prüfen, ob das legal ist

Sassnitz. Aktivisten der Umweltorganisation Greenpeace haben auch am Montag große Granitsteine im Meeresschutzgebiet Adlergrund östlich von Rügen versenkt. Seit Beginn der Aktion am Wochenende seien 60 Felsbrocken ins Wasser gebracht worden, sagte Cornelia Deppe-Burghardt von Greenpeace. Mit 150 bis 200 Steinbrocken könne das Schutzgebiet Adlergrund komplett vor der Grundschleppnetzfischerei geschützt werden.

Auf einem Gebiet von jeweils zwei Quadratkilometern wurden im Südwesten und Südosten des Adlergrunds bis zu einer Tonne schwere Natursteine von Bord der „Beluga II“ in die Ostsee befördert. Die Meeresschützer wollen damit die artenreichen Steinriffe und Miesmuschelbänke dort vor den Grundschleppnetzen der Industriefischer schützen.

Laut der Umweltschutzorganisation durchpflügen Fischer den Meeresboden auch in ausdrücklich geschützten Gebieten und zerstören so das Ökosystem. „Zur Rettung der Meere brauchen wir echte Schutzgebiete frei von menschlicher Zerstörung“, sagt Thilo Maack. „Die Bundesregierung muss die Fischerei und die Ausbeutung von Rohstoffen in den Schutzgebieten verbieten. Nur so lassen sich Arten und Lebensräume schützen“, so der Greenpeace-Meeresbiologe. In der deutschen Ostsee stehe es nach wie vor schlecht um Dorsch und Hering, die als stark überfischt gelten. Auch der Schweinswal ist besonders gefährdet. „Im Kampf gegen die Klimakrise und das Artensterben gehören gesunde Meere zu unseren wichtigsten Verbündeten“, sagt Maack.

Das rund 234 Quadratkilometer große Schutzgebiet Adlergrund umfasst die flachsten Stellen der Rönnebank und dient zahlreichen Meeresbewohnern als Lebensraum.

Der Fischereiverband Mecklenburg-Vorpommern hält die Greenpeace-Aktion für illegal. „Das ist Selbstjustiz“, kritisierte der Vorsitzende Michael Schütt. Bisher wurden die Behörden in diesem Zusammenhang jedoch nicht tätig. „Greenpeace handelt hier ohne Genehmigung“, sagt Volker Trost von der Landeswasserschutzpolizei. „Wir haben versucht, dem Einhalt zu bieten, sind hier jedoch nicht zuständig, da sich das Gebiet außerhalb der Ausschließlichen Wirtschaftszone befindet und somit nicht unter Landesrecht fällt.“

Geprüft wird diese Aktion nun vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie sowie dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt des Bundes. Auch diese wurden im Vorfeld der Aktion nicht informiert. „Wir waren selber überrascht und informieren die Schifffahrt nun über die Gefahren“, so Michael Freiberg vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in Stralsund. Die Behörden kümmern sich nun intensiv um die Vorgänge und prüfen eventuelle Möglichkeiten eines Einschreitens.

Umweltminister Till Backhaus (SPD) kritisierte die Aktion: „Es ist schon fast als makaber zu bezeichnen, wenn Greenpeace einen Berufsstand, der quasi vor der Auflösung steht, zum Sündenbock macht für die gesamte Misere der Ostsee. Von den 1390 Fischern im Haupterwerb im Jahr 1989 sind noch 211 geblieben. Weitere Betriebsaufgaben sind angekündigt.“ Die Probleme, etwa beim Hering, seien nicht allein auf die Überfischung zurückzuführen. Umweltfaktoren wie die Erderwärmung hätten daran erheblichen Anteil.

Der fischereipolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag, Burkhard Lenz, kritisierte die Versenkung von Granitblöcken vor Rügen scharf: „Die Fischer in unserem Land haben durch EU-Verordnungen eigentlich schon genug Sorgen“, sagte er. „Jetzt werden einem Wirtschaftszweig in einer strukturschwächeren Region auch noch durch PR-Aktionen fragwürdiger Umweltschützer Steine in den Weg gelegt.“

Ostseezeitung (OZ) von Wenke Büssow-Krämer, Rostock 28.7.2020